Angst vorm schwarzen Mann (HSt v. Eric Schmidt)
Gewichtheben - Seit dieser Saison hat der TSV Heinsheim eine neue Arbeitskleidung. Statt in blauen geht der Gewichtheber-Club aus dem Neckardörfchen in schwarzen Kampfanzügen an die Hantel. Es ist nicht die schlechteste Montur. Schwarz steht für gesundes Wirtschaften (schwarze Zahlen). Für Kraft und Wucht. Und natürlich für Größe und Macht ("Black Power").
Auch in der 2. Bundesliga Südwest herrscht mittlerweile Angst vorm schwarzen Mann. Mit dem beeindruckenden 3:0 (628,8:476,0)-Heimerfolg am Samstagabend gegen den AC Weinheim festigte der TSV seine Vorherrschaft. Kein anderes Team im Unterhaus ist derzeit so stark. Vier Wettkämpfe gab es und vier Siege. 12:0 Zähler und keinen einzigen Punktverlust in den beiden Teildisziplinen Reißen und Stoßen. Als Tabellenführer beendet man nun die Hinrunde.
"Wir hatten es etwas trauriger erwartet. Und ich bin eigentlich kein Tiefstapler, sondern ein geborener Optimist", sagt Abtreilungsleiterin Martina Dosquet angesichts der verletzungsbedingten Ausfälle. "Wir können sehr zufrieden sein. Vor allem wenn man bedenkt, dass fünf der sechs Leute, die heute gehoben haben, in Heinsheim wohnen", erklärt Trainer Ferdinand Wittmann und lobt die Mannschaft für ihren Fleiß: "Andere haben an Silvester gefeiert. Wir haben an Silvester trainiert und gefeiert."
Überlegenheit Gegen Weinheim gelang den Dunkelmännern ein souveräner Start-Ziel-Sieg. Über 107,2:73,5 und 408,6:301,5 wurde der Vorsprung kontinuierlich ausgebaut. Einen besonders starken Eindruck hinterließ dabei Lars Wittmann. Der 20-Jährige stieß vor den zahlreichen Schaulustigen in der Josef-Müller-Halle in neue Dimensionen vor − und stellte mit spektakulären, fast artistischen Versuchen sowohl im Reißen (96 Kilogramm) als auch im Stoßen (116 Kilogramm) persönliche Bestleistungen auf. Das war so nicht zu erwarten gewesen. "Ich war vor drei Wochen wegen eines Bauchspeicheldrüsen-Infekts im Krankenhaus und hing fünf Tage lang am Tropf", sagt Wittmann. Auch Marcel Heinzelmann ließ seine Muskeln spielen − und verbesserte seine Bestleistung im Reißen von 132 auf 133 Kilogramm.
Klar, dass der TSV anschließend viel zu feiern hatte. Herbstmeister war man schon mal geworden vor ein paar Jahren. Aber noch nie Herbstmeister im Januar. Es soll nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Die Männer in den schwarzen Kampfanzügen wollen weiter eine weiße Weste tragen. Und ihrem schönen neuen Hobby "Gewinnen" nachgehen. "Jetzt wollen wir es wissen. Und es könnte durchaus noch passieren, dass wir Meister werden", sagt Kai Wittmann angriffslustig.
TSV Heinsheim: Lars Wittmann (Körpergewicht 64,7 kg) 94,0 Kilopunkte (Reißen 96 kg/Stoßen 116 kg); Kai Wittmann (64,9 kg) 85,0 KP (93 kg/110 kg), Falk Künzel (77,4 kg) 91,0 KP (110 kg/135 kg), Aleksandar Dimitrov (79,8 kg) 153,4 KP (143 kg/170 kg), Robin Künzel (80,8 kg) 93,4 KP (117 kg/138 kg), Marcel Heinzelmann (88,0 kg) 112,0 KP (133 kg/155 kg).
AC Weinheim: Andreas Wagner (61,6 kg) 86,0 KP (84 kg/110 kg), Dominik Bickel 63,5 kg) 63,0 KP (79 kg/99 kg), Andreas Speiser (64,7 kg) 60,0 KP (81 kg/97 kg), Nina Bayer (70,7 kg) 110,0 KP (80 kg/104 kg), Sascha Münzer (71,0 kg) 75,0 KP (95 kg/116 kg), Sven Szymon (74,5 kg) 75,0 KP (95 kg/116 kg).