Rob und der Club der Hunderter
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Gewichtheben - Robin Künzel ist nicht immer nett zu sich. Wenn der Gewichtheber des TSV Heinsheim die Wettkampfbühne betritt, haut er sich auf die Schenkel und die Waden. Er klopft sich mit den Fäusten auf die Brust, er schlägt sich mit der flachen Hand links und rechts ins Gesicht. Die Zuschauer in der Josef-Müller-Halle grinsen, wenn sie diese Dinge sehen. "Das sieht komisch aus, aber mir ist egal, was die Leute denken", sagt Künzel. "Jeder hat sein Ritual. Mir gibt das einen Push."
Anfeuerung
Am Samstagabend war der Push besonders groß. Beim souveränen 3:0 (605,0:492,0)-Heimsieg zum Saisonauftakt gegen den AC Weinheim war der 20-Jährige der auffälligste Akteur des Zweitligisten. Fünf gültige Versuche brachte er in die Wertung − so viele, wie sie neben ihm nur Kai Wittmann aus dem Team gelangen. Am Ende steuerte Künzel 93,4 Relativpunkte bei.
"Rob waren bärenstark", lobte Martina Dosquet, die Abteilungsleiterin, deren Töchterchen Natalie der größte Rob-Fan im Verein ist. "Rob will immer alles − egal, wie wichtig oder wie unwichtig ein Wettkampf ist." Auch Trainer Ferdinand Wittmann war von Robs Top-Job angetan: "Es hat sich schon im Training angedeutet, was er drauf hat."
100. Die magische Zahl ist auch für Robin Künzel das Maß aller Dinge. 100 Relativpunkte will er irgendwann im Schnitt bei Heim- und Auswärtskämpfen erreichen. Vergangene Saison war er erstmals im Club der Hunderter − mit den 100,6 Zählern gegen den AC Mutterstadt. Einmal, gegen den VfL Nagold, schrammte er mit 99,2 Punkten nur hauchdünn an der Marke vorbei.
Die 93,4 Punkte im ersten Wettkampf dieser Saison sind eine stolze Zahl. Den 112 Kilogramm im Reißen ließ Robin Künzel 117 und 120 Kilogramm folgen − nur ein Kilo fehlte zur Einstellung der eigenen Bestleistung. Im Stoßen brachte er es auf 140 Kiloramm. Der Rekordversuch über 143 Kilogramm scheiterte.
Künzel war zufrieden. "Im Training hab’ ich die 120 Kilogramm nicht gerissen. Für den ersten Wettkampf war das gut", erklärte er. Dass er ein ungewöhnlicher Heber ist, wissen nicht nur die Heinsheimer. Als er vor wenigen Wochen bei den deutschen Meisterschaften der Junioren in Forst an die Hantel ging, staunten die Experten über seine Technik. Und über sein Tempo.
Technik
"Bis er die Last auf Höhe der Knie hat, braucht er viel Zeit. Das ist keine Zeitlupe, das ist ein Standbild", erklärt Ralf Fein, der technische Leiter, und berichtet: "In Forst hat jemand gemeint, mit dieser Geschwindigkeit könne man eigentlich gar nicht heben." Künzel kann es − und holte Silber bei der DM. Auch weil die Betreuung beim TSV Heinsheim so gut ist. "Ich war angeschlagen. Simone Prutscher hat mich zum Glück sehr gut behandelt", bedankt sich Künzel bei der Physiotherapeutin des Teams.
Aber das Klopfen auf die Brust? Die Schläge ins Gesicht? Selbst die nette Physiotherapeutin wird ihm das nicht austreiben können.