Leiser Auszug aus dem Oberhaus

{joomplu:1559} Normalerweise verabschiedet sich der TSV Heinsheim gerne mit Pauken und Trompeten. Wenn der letzte Heimkampf steigt, kommt die Gundelsheimer Guggemusik zu Besuch und sorgt für "Humba, Tätarää" und gute Laune.

Dieses Mal jedoch wurde das kleine Abschlusskonzert zum Saisonfinale abgeblasen. "Die Guggemusiker haben dasselbe Problem wie wir. Personelle Engpässe", sagte TSV-Abteilungsleiterin Martina Dosquet.

 

So schlug der TSV Heinsheim am Samstagabend die leisen Töne an − und schloss die Tür zum Oberhaus in aller Ruhe, still und ohne große Nebengeräusche. Mit einer 542,0:723,2-Niederlage gegen den AV 03 Speyer beendeten die Gewichtheber aus dem Neckardörfchen das Kapitel 1. Bundesliga. Dass der Verein zum zweiten Mal in seiner Geschichte von ganz oben abgestiegen ist, dass er nun wieder in der 2. Liga um Punkte kämpfen muss, wurde mit allgemeiner Fassung getragen. Tränensäcke sind nicht so verbreitet in "Hoose".

Fassung "Wir heulen hier jetzt nicht rum", sagte Ralf Fein, der technische Leiter, und meinte: "Jedes Jahr der Underdog zu sein, ist auf Dauer schwierig. Es ist einfach so: Wir sind für die 1. Liga zu schwach und für die 2. Liga zu stark." Genauso sah es Ferdinand Wittmann: "Wir haben oben nichts verloren. Nicht, wenn die 1. Liga so strukturiert ist wie jetzt. Wir können mit diesem Abstieg leben."

Der TSV-Coach verließ mit seiner Mannschaft erhobenen Hauptes das Oberhaus. In einer bewegenden Abschussansprache sprach er von einem "großartigen Jahr" und erinnerte an die "Top-Leistungen". An den Überraschungscoup mit dem Sieg gegen den deutschen Meister AC St. Ilgen. An den mitreißenden Heimkampf gegen den AC Obrigheim. An die beiden neuen Mannschaftsrekorde. Und an die schweren Verletzungen, die das Team heimgesucht hatten. "Ich bin stolz, hier Trainer zu sein", erklärte Wittmann.

Trotz der Ausfälle von Ilian Tzankov und Oliver Ehemann gab der TSV auch gegen Speyer sein Bestes. Dabei überzeugte unter anderem der Nachwuchs. Erik Kübler stellte mit 92 Kilogramm seine Bestleistung ein und mit 82 Relativpunkten einen neuen persönlichen Rekord auf. Auch Robin Künzel hatte einen guten Tag. Für Ferdinand Wittmann ein weiterer Beweis für seine These: "Wir haben keine Ersatzheber, wir haben nur gute Heber."

Kontinuität Das Gute für den TSV ist: Trotz des Abstiegs bleiben alle Heber bei der Stange − und gehen weiterhin für Heinsheim an die Hantel. Wie stark das Team sein wird, hängt vom Gesundheitszustand von Ilian Tzankov ab und davon, ob der "Tiger" nach seinem Bandscheibenvorfall wieder auf die Beine kommt. "Wenn er fit wird, werden wir sicherlich ein gehöriges Wörtchen um die Meisterschaft mitreden. Wenn nicht, haben wir eine Mannschaft, die einen Mittelfeldplatz erreichen kann", sagt Ralf Fein und stellt klar: "Wir warten auf Ilian. Wir werden niemand anderen holen."

Die Konkurrenz hat Respekt. Und glaubt, dass der TSV Heinsheim zurückkehren wird in die 1. Liga. Lars Blanke vom AV Speyer ist überzeugt: "Wir werden uns in zwei Jahren wieder sehen." Wenn möglich, sogar mit Pauken und Trompeten. esc

TSV Heinsheim: Erik Kübler (Körpergewicht: 56,6 kg) 82 Relativpunkte (78 kg Reißen/92 kg Stoßen); Kai Wittmann (62,0 kg) 93 KP (92 kg, 109 kg), Tobias Krauter (68,0 kg) 72,0 KP (89 kg/110 kg); Falk Künzel (77,0 kg) 104,0 KP (115 kg/140 kg); Robin Künzel (80,5 kg) 87,0 KP (115 kg/133 kg); Marcel Heinzelmann (87,0 kg) 104 KP (128 kg/150 kg).